Hier entsteht etwas. Ein Platz für kreative individuelle Lösungen. KI-Lösungen. HA! Klingt unglaublich hip und vielleicht auch ein wenig „auf den Zug mit aufgesprungen“? Ist es nicht. Weder noch. Weil das Leben nämlich manchmal einfach anders kommt, als man plant, haben sich kreative individuelle Lösungen in meinem (Familien-)Alltag einfach als reine Notwendigkeit erwiesen. Soll ich ganz von vorne anfangen? – Na ja, die Kurzversion.
Menschen sind wahnsinnig gut darin, andere Menschen in Schubladen zu stecken. Du bist ein „Professorensohn“, eine „Achtjährige“, ein „Kevin“ oder eine „Schantalle“, eine „Hausfrau“, „Künstler“, „Akademiker“, „Sportler“… Einerseits kann das ganz hilfreich sein, damit man nicht bei jedem einzelnen Menschen, dem man auf der großen weiten Welt begegnet, wieder bei Null und ohne Vorannahmen beginnen muss. Andererseits erfordert es aber auch das Bewusstsein, dass man dennoch lauter Individuen vor sich hat. Nicht alle Hausfrauen lieben Soaps und Schlager. Nicht alle Mädchen lieben Rosa- und Pinktöne. Nicht alle Menschen, die Kevin heißen, … muss ich nicht weiter ausführen, ne?
In der Realität sieht man sich leider trotzdem oft mit so einer Art „one size fits all“-Lösungen konfrontiert, die für Menschen einer bestimmten Schublade vorgesehen sind, ohne die Individualität des einzelnen zu berücksichtigen. Beispielsweise werden alle Kinder, die in einem bestimmten Zeitraum sechs Jahre alt sind, gemeinsam eingeschult, weil „man“ von Kindern in diesem Alter erwartet, dass sie eine bestimmte Reife und bestimmte geistige, körperliche und soziale Fährigkeiten besitzen.
Ich will da jetzt nicht lange dran herum schimpfen. Es gibt gute und weniger gute Gründe für jede Entscheidung, wie unsere Gesellschaft ihr Zusammenleben regelt. Ich habe jetzt auch spontan keine Variante von Schulanfang zur Hand, wo jedes einzelne Schulkind zum individuell richtigen Zeitpunkt eingeschult wird – trotzdem ist es meiner bescheidenen Meinung nach eine ziemliche Herausforderung, eine Bande Sechs- bis Siebenjähriger von Lernziel zu Lernziel zu begleiten. Je größer die Bande, um so heterogener.
Und ich hatte nun eines Tages plötzlich das Marsmädchen am Hals, das einfach in überhaupt keine Schublade passte. So richtig GAR keine. Den Gedanken, Tagesmutter zu werden, wenn die Kleine so anderthalb oder zwei Jahre wäre, habe ich verworfen, weil alle anderen Kleinkinder der Welt grundlegend anders zu funktionieren schienen als meins und ich mir nicht vorstellen konnte, ein fremdes zu betreuen. Oder habt ihr schon mal versucht, ein Kind durchs deutsche Schulsystem zu bringen, das kognitiv, sozial, emotional von der Norm abweicht …und zwar jeweils in unterschiedliche Richtungen und nicht nur ein kleines bisschen? Lustig, sag ich euch.
Aber ich wollte nicht bashen. Es bleibt uns allen in der Regel nicht so viel anderes übrig, als mit den Gegebenheiten klar zu kommen. Kräfte sind begrenzt, und die ganze Welt revolutionieren eher unrealistisch. Und manchmal ist auch die gegenwärtige Lösung einfach die bestmögliche für die Mehrheit, auch wenn sie für mich persönlich (oder das Marsmädchen) nicht passt.
DAS ist dann der Punkt, wo die kreativen individuellen Lösungen ins Spiel kommen. Kleine (oder größere) „Hacks“, die uns die Welt ein bisschen kompatibler machen. Die große bunte Änderungsschneiderei des Lebens.
😉